Die Tertiärregelleistung (TRL), auch als Minutenreserve bekannt, stellt eine wesentliche Komponente des Strommarkts dar und wird genutzt, um langfristigere Netzschwankungen auszugleichen. Sie wird aktiviert, wenn die Stromerzeugung und der Stromverbrauch über einen längeren Zeitraum (meist mehr als 15 Minuten) auseinanderdriften. TRL bietet eine stabilisierende Funktion im Energiemarkt, da sie hilft, eine sichere Stromversorgung auch bei unerwarteten Änderungen in der Netzfrequenz aufrechtzuerhalten.
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ToggleEinsatz und Funktionsweise der Tertiärregelung
Die Tertiärregelung (TRL) wird eingesetzt, wenn das Stromnetz über einen längeren Zeitraum aus dem Gleichgewicht gerät. Die Abweichung der Netzfrequenz von 50 Hertz dient dabei als Indikator, ob zu viel oder zu wenig Strom im Netz vorhanden ist. TRL wird aktiviert, um diese Abweichungen zu korrigieren und das Netz wieder in den stabilen Bereich zu bringen. Im Gegensatz zu schnelleren Regelenergiearten, wie der Primärregelleistung (PRL) oder Sekundärregelleistung (SRL), muss TRL erst nach 15 Minuten vollständig verfügbar sein. Das erlaubt es, eine Vielzahl von Anlagen in die Bereitstellung einzubeziehen, darunter Biogasanlagen, Wasserkraftwerke und KWK-Anlagen.
Anbieter und Bereitstellung von TRL
Die Bereitstellung von Tertiärregelleistung erfolgt zunehmend durch flexible Energieerzeuger. Neben konventionellen Kraftwerken, wie Gaskraftwerken und Pumpspeicherkraftwerken, können auch kleinere dezentrale Anlagen und Stromspeicher TRL bereitstellen. Diese Flexibilität ist insbesondere für Anlagen interessant, die bei der kurzfristigen Stromerzeugung oder -verbrauchssteuerung eine gewisse Reaktionszeit haben. Auch Stromverbraucher können durch Anpassung ihres Verbrauchsverhaltens negative TRL bereitstellen und so überschüssigen Strom aus dem Netz aufnehmen.
Die Teilnahme am TRL-Markt erfordert eine Präqualifikation der Anlage, bei der sichergestellt wird, dass die Leistung innerhalb von 15 Minuten verfügbar ist und zuverlässig erbracht werden kann. Kleinere Anlagen können dies oft nicht alleine gewährleisten, weshalb sie sich in Virtuellen Kraftwerken zusammenschließen, um als Gruppe eine ausreichende Menge Regelenergie bereitzustellen.
Marktplätze und Ausschreibungen
Der Handel mit Tertiärregelleistung erfolgt über Auktionen, die in der Regel wöchentlich stattfinden. Anbieter von TRL müssen im Vorfeld sowohl einen Leistungspreis als auch einen Arbeitspreis für die Bereitstellung und Aktivierung der Regelenergie festlegen. Die Gebote der Anbieter werden in einer sogenannten Merit-Order-Liste nach Preis sortiert. Der Netzbetreiber wählt dann schrittweise die günstigsten Anbieter aus, bis der gesamte Bedarf an Regelenergie gedeckt ist. Ähnlich wie bei anderen Formen der Regelenergie erfolgt die Abrechnung im Pay-as-Bid-Verfahren, bei dem der Anbieter genau den Preis erhält, den er in seinem Angebot angegeben hat.
Preisgestaltung: Leistungs- und Arbeitspreis
Die Vergütung für Tertiärregelleistung setzt sich aus einem Leistungspreis und einem Arbeitspreis zusammen. Der Leistungspreis wird dafür gezahlt, dass die Kapazität zur Bereitstellung von TRL vorgehalten wird, unabhängig davon, ob die Leistung tatsächlich abgerufen wird. Der Arbeitspreis wird hingegen dann fällig, wenn die Anlage tatsächlich Regelenergie ins Netz einspeist. Diese Unterscheidung macht die Tertiärregelung flexibel und ermöglicht eine gezielte Steuerung der Kosten je nach tatsächlichem Energiebedarf.
Vergleich mit anderen Regelenergieformen
Die Tertiärregelleistung (TRL) unterscheidet sich maßgeblich von anderen Formen der Regelenergie, wie der Primärregelleistung (PRL) und der Sekundärregelleistung (SRL). Der größte Unterschied liegt in der Reaktionszeit und der Bereitstellungsdauer:
- Primärregelleistung (PRL): Wird innerhalb von Sekunden aktiviert und dient dem sofortigen Ausgleich von Frequenzabweichungen im Netz.
- Sekundärregelleistung (SRL): Reagiert innerhalb von Minuten und stabilisiert das Netz bei kurzfristigen Ungleichgewichten.
Vorteile und Nutzungsmöglichkeiten von TRL
Durch die längere Bereitstellungszeit können vielfältige Energiequellen wie Biogasanlagen, Wasserkraftwerke und KWK-Anlagen an der TRL teilnehmen. Trotz der niedrigeren Erlöse im Vergleich zur PRL und SRL profitieren Anbieter von TRL von weniger anspruchsvollen technischen Anforderungen und einer flexibleren Integration in den Regelenergiemarkt, was für viele Anbieter eine sinnvolle Ergänzung zur Vermarktung von Regelenergie darstellt.
Zusammenfassung
Die Tertiärregelleistung spielt eine entscheidende Rolle im Energiemarkt, insbesondere bei längerfristigen Ungleichgewichten zwischen Stromerzeugung und Verbrauch. Mit einer breiten Palette an technischen Möglichkeiten und flexiblen Bereitstellungsanforderungen ist TRL eine attraktive Option für viele Energieerzeuger und Stromverbraucher. Durch die Kombination von erneuerbaren Energien, Batteriespeichern und intelligenten Steuerungssystemen kann die Teilnahme am TRL-Markt optimiert werden.
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